KULTURGESCHICHTE

Die Ortschaften des »Kranichgrunds« - Lage, Struktur und Verhältnis

1. Ahlsdorf

Im Mittelpunkt des „Kranichgrunds“ steht historisch wie touristisch gesehen die Ortschaft Ahlsdorf. Sie befindet sich zwei Kilometer nördlich von Schönewalde innerhalb
des Städtedreiecks Jüterbog- Dahme/Mark- Herzberg (Elster) und ist circa acht Kilometer östlich der    Landesgrenze Brandenburgs zu    Sachsen-Anhalt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraßen B101, B102 und B87 gelegen. Nördlich des Dorfes erheben sich die südlichen Ausläufer des Niederen Fläming, der zugleich Teil der kulturhistorisch bedeutsamen Landschaft des Flämings ist. Als Südgrenze des Flämings gelten unter naturräumlichen Gesichtspunkten das Dahmefließ bei  Dahme/Mark,  das  Schweinitzer Fließ und die Stadt Schönewalde  (8). Unter diesem Gesichtspunkt wäre Ahlsdorf dem Fläming zuzurechnen.                                                                                                                                                  

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Das Dorf bildet zusammen mit den Ortschaften Bernsdorf, Brandis, Dubro, Grassau, Jeßnik, Knippelsdorf,Schönewalde, Stolzenhain, Wiepersdorf und Wildau das Verwaltungsterritorium der amtsfreien (11) Kleinstadt Schönewalde, das sich im Nordwesten des Landkreises Elbe-Elster im Bundesland Brandenburg befindet. Ahlsdorf bildet zusammen mit dem zwei Kilometer nordöstlich liegenden Ort Hohenkuhnsdorf eine politische Gemeinde (12) sowie mit Hohenkuhnsdorf und Schmielsdorf, das drei Kilometer südwestlich von Ahlsdorf liegt, eine Kirchengemeinde. Bis 1945 war Hohenkuhnsdorf zudem das Vorwerk zum Ahlsdorfer Gutshof.

Der historische Ortskern der circa 250 Einwohner zählenden Ortschaft wird geprägt durch einen schmalen ovalen Dorfanger (13), der von der Dorfstraße umschlossen ist. An seinem südlichen Ende liegt der Dorfteich, in dessen unmittelbarer Nähe auch die Dorfkirche steht. Hinter der Kirche führt eine alte Pflasterstraße (Parkstraße) an Wirtschaftshöfen vorbei zum Schloss. Östlich des Schlosses schließt sich eine ausgedehnte 18 Hektar große Parkanlage an, in der sich die Familiengruft derer von Siemens und ein Pavillon (das sogenannte Teehaus) befinden.
Die in der Nord-Südachse liegende Dorfstraße - Thomas Müntzer Str. - ist beidseitig gesäumt von Drei- und Vierseithöfen aus dem 19. Jahrhundert und wurde erst in der Nachkriegszeit im nördlichen Teil in der West-Ost-Achse erweitert. Im Süden des Ortes befindet sich an der Hauptachse eine Kindertagesstätte, die 1909 von der Siemenswitwe Elise Görtz begründet wurde (14).

Der Ort wurde 1380 erstmals unter den Namen „Algorstorff“ urkundlich erwähnt und mit einer Person mit dem Namen Coppe von Algerstorff in Verbindung gebracht. Im Laufe seiner Geschichte wurde Ahlsdorf auch als „Ahlsdorp slavica“, „Wendisch Ahlsdorf“ oder „Ahlsdorf bei Schweinitz“ bezeichnet (15). Dieses Attribut ist auch als Unterscheidungsmerkmal zu dem etwa zehn Kilometer nördlich, im Niederen Fläming liegenden Hohenahlsdorf 
beziehungsweise „Alstorp teutonica“ (1459) zu sehen (16). Der Name könnte auf eine Ortschaft oder eine Siedlung, bestehend aus mehreren Gehöften, verweisen, die einem Adeligen unterstand. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Name eine Zusammensetzung der althochdeutschen Wörtern „adal“ (edel, vornehm, adlig) und „gēr“ (Speer) (17). Es war Usus, die während der deutschen Kolonisierung slawischer Gebiete gegründeten Siedlungen nach dem Dorfvorsteher zu benennen (18). Dies wäre auch für die Bezeichnung älterer slawischer Siedlungen denkbar (19).

Die Bezeichnung „torff“ deutet auf eine Ansiedlung mehrere Gehöfte. Ebenso ist es vorstellbar, dass es analog dem dänischen „-torf“ auf einen Ort im Moor verweist, an dem Torf abgebaut beziehungsweise gestochen wurde (20). Dies würde der Tatsache entsprechen, dass das Land Brandenburg bis in die Neuzeit als eines der moorreichsten Bundesländer Deutschlands gilt (21). Weitreichende Meliorationsmaßnahmen im Umland wurden erst im Zuge der Industrialisierung in der Zeit der Familie von Siemens und der DDR vorgenommen. Das Meßtischblatt 219 von 1874 des Reichsamtes für Landaufnahmen in Berlin weist für die Region große Flächen von Sumpfland aus, so beispielsweise um Schmielsdorf und zwischen den Orten Hohenkuhnsdorf, Ahlsdorf und Cossin, das Cossiner Luch (22). Ludwig Achim von Arnim, Gutsherr auf Schloss Wiepersdorf und Bärwalde und Ehemann der Bettina von Arnim, schrieb am 16. April 1814 einen Brief an seinen Schwager Friedrich Carl von Savigny. In diesem schildert er seine ersten Eindrücke über den benachbarten und bereits erwähnten Ahlsdorfer Gutsherren A. S. von Seyffertitz und die Umgebung. Er führt aus: „Der eine Sohn ist ein großer Jäger und Liebhaber von ausgestopften Vögeln, er stopft sie selbst und schön, unsere Gegend ist außerordentlich reich an Vögeln wegen der großen Sümpfe [...]“ (23).


2. Hohenkuhnsdorf

Das kleine Breitgassendorf Hohenkuhnsdorf (ca. 50 Einwohner) befindet sich etwa zwei Kilometer nordwestlich von Ahlsdorf an der Straße nach Schloss Wiepersdorf im Niederen Fläming. Den Namen leitet Walter Wenzel von althochdeutschen Wörtern „kuoni“ – kühn und „rāt“ – Rat ab und deutet es als ein Dorf eines Kuonrāt. Die Vorsilbe „Hohen-“ dient dabei der Abgrenzung zu dem zwölf Kilometer südwestlich am Wald gelegenen Buschdorf (24) Buschkuhnsdorf bzw. Puschkuhnsdorf (25).Das Dorf war vom 15. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Vorwerk des Rittergutes Ahlsdorf und bildete einen Grenzübergang zwischen dem Kurfürstentum Sachsen und der Mark Brandenburg beziehungsweise der Enklave „Bärwalder Ländeken“, die zu Preußen gehörte. Heute ist es ein Teil von Ahlsdorf und seiner Kirchengemeinde. Der Ort wird geprägt durch Drei- und Vierseithöfe aus dem 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich um die Fachwerkkirche von 1732 und den Friedhof halbkreisförmig - ähnlich einem Rundplatzdorf- gruppieren. Historische Quellen von Taufen und Hochzeiten vor dieser Zeit deuten auf eine Kirche im Ort hin, welche den 30jährigen Krieg (1618-1648) überdauert haben soll (26). Nordwestlich der Kirche befand sich an der Zufahrt zum Dorf das ehemalige Vorwerk. Der Dorfplatz wird von einem Gasthof, einem Vierseithof aus der Jahrhundertwende geprägt (27). Wie aus einem persönlichen Gespräch mit Reinhard Anders am 12.08.2012 hervorging, ist diese nicht identisch mit der alten Gaststätte, die als Schmugglertreff diente und durch deren Gastraum oder direkt hinter dem Gebäude die sächsisch-preußische Grenze verlief. Dieses alte Wirtshaus lag etwa 300 Meter weiter nordöstlich von dem heutigen Gasthaus, in Richtung des Hohenkuhnsdorfer Forstes und grenzte direkt an den „Thümenschen Winkel“ (auch „Friedels Land“), der durch Heiratspolitik zwischen 1750-1850 zur preußischen Enklave wurde. Leider gibt es zur genauen Lage keine historischen Quellen. Dennoch sind einige kuriose Begebenheiten über dieses Wirtshaus bis in die heutige Zeit mündlich überliefert und werden gern Augen zwinkernd erzählt.


3. Schmielsdorf

Zwei Kilometer nordöstlich von Schönewalde an der Straße nach Stolzenhain liegt das heute etwa 35 Einwohner zählende Schmielsdorf. Eine enge historische Beziehung zu Ahlsdorf ist der Zugehörigkeit zur Ahlsdorfer Kirchengemeinde und seit 1909 der gemeinsamen Kinderbetreuung geschuldet. Der Ort wurde 1419 erstmals erwähnt und fand aufgrund seiner geringen Größe selten Eingang in historisches Kartenmaterial. Seine natürliche Lage – es war bis zu den Meliorationsmaßnahmen in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von Sumpfland umgeben – verhinderte ein räumliches Wachstum. So bestand Schmielsdorf lange Zeit aus einer Schäferei mit dazugehöriger Wirtschaft. Das Erscheinungsbild der Ortschaft ist geprägt durch die 1903 an der granitgepflasterten Landstraße gepflanzten Lindenallee und den angrenzenden kleinbäuerlichen Gehöften aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert und Beginn des 20. Jahrhundert (28). Ein außerhalb des Dorfangers um 1800 erbautes Fach-werkhaus bestimmt den Ortseingang und "gehört zu den ältesten erhaltenen dörflichen Wohnhäusern der Region" (29).

Schmielsdorf ist ein geschlossenes Sackgassendorf (30) mit einem im Zentrum liegenden Anger aus der Zeit des Spätmittelalters. Diese dörfliche Siedlungsform ist vor allem in der Kontaktzone zwischen deutschen und slawischen Siedlern zu finden. Seine natürliche Lage im sumpfigen Gelände und die Siedlungsform legen den Schluss nahe, dass das Dorf in der Wendenzeit entstand. Walter Wenzel schreibt dem Buschdorf (31) Schmielsdorf als einzige Ortschaft des »Kranichgrunds« einen eindeutig wendischen Ursprung zu, indem er dies mit der Namensgebung begründet. „Schmielsdorf“ ist demnach ein deutsch-slawischer Mischname, bei dem an das slawische „Smil“ das deutsche „–dorf angefügt“ wurde. Dabei wird das durch sz verstärkte „smil“ dem tschechischen „Smil“ = dobremil beziehungsweise premily die Bedeutung „gnädig“ respektive „lieb“ zugewiesen (32).

Aus Sicht des Autors gibt aber zwei weitere Bedeutungsmöglichkeiten: Bezogen auf das sorbisch/wendische „smjelna“ wäre auch eine botanischen Deutung gegeben: Schilf, Binse beziehungsweise Rohr (33). Das würde der natürlichen Umgebung des Dorfes entsprechen. Ein weiterer möglicher Ursprung wäre auch im sorbischen „čmjeła“ (34) - Hummel zu finden.

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Lokalgeschichte

Die Lokalgeschichte des »Kranichgrunds« ist stark geprägt durch die Geschichte des Ritterguts Ahlsdorf. Daher steht diese im Mittelpunkt. Zugleich ist zu konstatieren, dass die Historie der Dörfer des »Kranichgrunds« durch weit mehr Einflüsse und Ereignisse determiniert wird als hier aufgeführt werden können, deren Nachhall heute noch spürbar ist.


Regionalgeschichte

Die Geschichte der Region im Nordwesten des heutigen Elbe-Elster-Kreises wurde durch drei wesentliche historische Umstände geprägt: (1.) Es war das Siedlungsgebiet slawischer Stämme und Ziel deutscher Expansion im 12.-13. Jahrhundert, (2.) es bestand eine örtliche Nähe zum Ausgangpunkt der Reformation – Wittenberg (ca. 50km) und Jüterbog (ca. 20km) und (3.) verlief hier die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Sachsen beziehungsweise dem Königreich Sachsen und dem „Bärwalder Ländeken“, das als Enklave zur Mark Brandenburg und später zum Königreich Preußen gehörte. Diese drei Aspekte ... bedürfen für eine zukünftige touristische Verwertung einer intensiveren Aufarbeitung.

Dabei ist die schwierige Quellenlage hervorzuheben, denn viele Dokumente sind während oder infolge kriegerischer Auseinandersetzungen abhanden gekommen, so beispielsweise die Ahlsdorfer Schlosschronik. Auch die Zugehörigkeit zu verschiedenen administrativen Einheiten, wie Kursachsen oder Preußen erschwert die Suche. Ein Teil der zu sichtenden Dokumente liegt beispielsweise im Staatsarchiv Magdeburg, Nebenstelle Wernigerode; andere befinden sich im Sächsischen Staatsarchiv Dresden oder im Geheimen Staatsarchiv Preußen in Berlin.


Anmerkungen:

(8) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4ming#Abgrenzung_und_Untergliederung, Stand: 09.03.2012.
(9) Quelle: Stadt Schönewalde [Hrsg.]: Infobroschüre Stadt Schönewalde – Verkehrsanbindung.
(10) Quelle: Landkreis Elbe-Elster u. BVB-Verlagsgesellschaft [Hrsg.]: Karte des Landkreis Elbe-Elster. Kommunaler InfoPlan. Nordhorn 2008.

(11) Das Amt ist ein Begriff aus dem Kommunalrecht. In fast allen Bundesländern gibt es für Gemeinden zum Zwecke der Effizienzsteigerung die Möglichkeit, sich zu Verwaltungsgemeinschaften zusammen zu schließen. In diesen werden bestimmte Aufgaben, die eigentlich der Zuständigkeit der einzelnen Gemeinden obliegen, zentralisiert erbracht. Ein Amt ist eine institutionalisierte zentrale Form der Verwaltung und stellt eine eigene Rechtspersönlichkeit dar. Es hat für die Bewältigung der angetragenen Aufgaben meistens mehrere Organe, wie beispielsweise den Amtsausschuss oder den Amtsvorsteher. Eine amtsfreie Gemeinde oder Stadt ist keinem Amt angehörig und erledigt ihre kommunalen Aufgaben unterhalb der Kreisebene in eigener Zuständigkeit. Je nach Status können aber auch darüber hinaus Teile von Aufgaben wahrgenommen werden, die dem Landkreis obliegen. (Vgl. Brockhaus: Der Brockhaus von A-Z in drei Bänden. Mannheim 2002, Band 1. A-GOZ, S. 60. - Amt / Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinde_%28Deutschland%29, Stand: 11.07.2012.)

(12) Vgl. http://www.schoenewalde.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=17535, Stand 09.03.2012;

http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6newalde, Stand: 09.03.2012; http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlsdorf_%28Sch%C3%B6newalde%29, Stand: 09.03.2012; http://www.schoenewalde.de/verzeichnis/index.php?kategorie=66, Stand: 09.03.2012.

(13) Ein Angerdorf ist ein Dorf, dessen Gehöfte den planmäßig und augenförmig angelegten Platz, den Anger umschließen. Dieser iGemeindebesitz befindliche Platz kann ebenso als Gemeindewiese Verwendung finden oder mit öffentlichen Gebäuden (Kirche, Gemeindehaus, Rathaus, etc.) bebaut sein. (Vgl. Brockhaus: Der Brockhaus von A-Z in drei Bänden. Mannheim 2002, Band 1, S. 66 – Angerdorf.)

(14) Vgl. Küttner, Irmelin / Gramlich, Sybille: Denkmaltopografie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg. Landkreis Elbe-Elster. Teil 1: Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. Worms am Rhein 1998.                                                                                                                                                                                   - Ahlsdorf, S. 35-45, hier: S.36.

(15) Vgl. Wenzel, Walter:Die Ortsnamen des Schweinitzer Landes. 1964 S. 14f., Vgl. Anhang 4 [Entwicklung der Ortsnamen], S.74ff.

(16) Vgl. Ebd., S. 112.

(17) Vgl. Ebd., S. 15.

(18) Eine weitere Deutungsmöglichkeit stellt die Ableitung von dem lateinischen Begriff algor (Kälte, Frost) und würde auf eine Siedlung in frostiger Gegend verweisen. Dies ist aber vor dem Hintergrund unseres derzeitigen Wissenstands zum Klima des 12./13. Jahrhunderts in Mitteleuropa eher unwahrscheinlich, da das 2. Jahrtausend n. Chr. mit einer relativ warmen Klimaepoche, dem „Mittelalterlichen Klimaoptimum" begann. (Vgl. http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Klima_der_letzten_1000_Jahre, Stand: 11.07.2012.)

(19) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname, Stand: 11.07.2012.

(20) Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname, Siehe: -dorf, -torf, Stand: 11.07.2012.

(21) http://de.wikipedia.org/wiki/Geologie_und_Landschaftsentwicklung_in_Brandenburg, Stand: 11.07.2012.

(22) Siehe: Meßtischblatt 219: Schönewalde 1874. 1:25000, [Berlin:] Reichsamt für Landaufnahmen, 1874.

(23) Anders, Reinhard: In der Nachbarschaft zu Schloß Wiepersdorf / Ahlsdorf im Landkreis Elbe-Elster. In: Kultur- und Heimatverein Herzberg (Elster) e.V. [Hrsg.]: Heimatkalender. Region Herzberg. Herzberg 1996, S. 18-20.
(24) Die Bezeichnung Buschdorf ist eine landschaftliche Unterscheidung. Daneben unterscheidet man „Auedörfer“ und „Flämische Dörfer“. (Vgl. Wenzel, Walter: Die Ortsnamen des Schweinitzer Landes, S. 11.)

(25) Vgl. Ebd. S. 46f.

(26) Vgl. Tischer, Sabine / Hemmerling, Ursula: Sachanalyse zur Kirche Hohenkuhnsdorf. Eine Zusammenstellung von Dokumenten. [In: Unterlagen des Schönewalder Stadtchronisten K.H. Keilwagen]

(27) Vgl. Küttner, Irmelin / Gramlich, Sybille: Denkmaltopografie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg, S. 47f.

(28) Vgl. Ebd. S. 311.

(29) Ebd.

(30) Sackgassendörfer sind eine Sonderform des Reihendorfs. Die Bebauung erfolgt reihenförmig beidseitig der Straßenseiten und läuft am Sackgassenende hufeisenförmig zusammen. (Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Sackgassendorf, Stand: 18.08.2012.)

(31) In Bezug auf Schmielsdorf wird diese Bezeichnung im Landesteuerregister des Amtes Schweinitz von 1554 geführt.

(32) Vgl. Wenzel, Walter: Die Ortsnamen des Schweinitzer Landes, S. 67. / Anmerkung: Das slawisch-deutsche Online-Wörterbuch weist diesbezüglich folgende Wortstämme auf: smilny, a, e || smilnje (k. s & mił-y; pom. smilnički, smilnuški): liebreich, mild, barmherzig (.verbuhlt; smilny dar = jałmožna); smilnik, a, m. (k. smiln-y): der Erbarmer (Heiland); smilnje, s. smilny: liebreich, mild, barmherzig; smilnić:lindern, mild machen (kath. B. 1736) (http://85.214.109.148:8180/dict/online, Stand: 01.08.2012.)

(33) Siehe: smjelna, Frencel \ bot. (http://85.214.109.148:8180/dict/online, Stand: 01.08.2012.)

(34) Hummel: Čmelák (tschech.), trzmiel (poln.), čmrlj (slow.), шмель (russ.), čmjeła (sorb.). (Siehe: http://85.214.109.148:8180/dict/online, Stand: 01.08.2012.)

aus Unger, C.M.: Entwicklung im ländlichen Raum ..., a.a.O. (Der Originaltext wurde an die Webseitengestaltung angepasst.)

 

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Unger, Christian Martin: Entwicklung im ländlichen Raum: Der Ortsteil Ahlsdorf in der amtsfreien Stadt Schönewalde.
                                 Eine Kulturkonzeption für den "Förderkreis  Barockkirche Ahlsdorf", Sächsische Verwaltungs - und Wirtschaftsakademie, Dresden 2012 (Ms.) 
                                                                                                                              

 



Unger, Hans Werner: Die Orgellandschaft im Norden des Landkreises Elbe-Elster







Unger, Hans Werner: Zur Geschichte der Orgel in der Barockkirche Ahlsdorf. Fakten und Schlussfolgerungen.

 





In der Nachbarschaft zu Schloß Wiepersdorf/Ahlsdorf im Landkreis Elbe-Elster

von Dr. Reinhard Anders - Meinsdorf   

Viele Einwohner haben bereits Schloß Wiepersdorf, Wirkungsstätte von Bettina und Ludwig Achim von Arnim, bereist und sind dabei auch in die interessante Nachbarschaft nach Ahlsdorf geführt worden, wo die Parkanlage mit Teehaus, die SIEMENS´sche Grabanlage (Gründer der Deutschen Bank) und Schloß Ahlsdorf im besonderen begeisterte. Im folgenden Text werden an Hand von Briefauszügen von Ludwig Achim von Arnim an F.C. von SAVIGNY und seine Frau Bettina die engen freundschaftlichen Beziehungen dargestellt, die der Gutsherr von Bärwalde und Wiepersdorf mit dem Baron von SEYFFERTITZ auf Ahlsdorf pflegte:                                                                                                                                                                                                        Am 13. April 1814 übersiedelte das jungen Ehepaar Bettina und Achim von Arnim mit ihren zwei Söhnen aus Berlin ins preußische Ländchen Bärwalde (Enklave im chursächsischen Gebiet), um die Arnim´schen Güter direkt vor Ort zu bewirt-schaften. Wenige Tage später, am 16. April 1814, schildert der junge Gutsherr seinem Schwager Savigny in Berlin die ersten Eindrücke und Begeg-nungen und bejubelt diese: "... Zu den guten Entdeckungen gehört wohlfeiner Wein." "...dicht neben meine Gute in Ahlsdorf wächst ein Wein zu 6 gr. die Flasche, der mich völlig überrascht hat, er ist dem kleinen Burgunder noch mehr dem Aarbleicher überaus ähnlich, schade ist´s, daß der Kriegszug viel davon zerstört hat; ich bin stolz in einem Weinlande zu leben und ärgere mich, daß die Weinberge im Ländchen eingegangen sind". Weiter im Brief erfahren wir mehr, warum Arnim so schnell die Nachbarschaft kennenlernen wollte. "Das Ammensuchen für meine Frau hat mich hier in der Nähe zu einer von Seiffertitzschen Familie in Ahlsdorf geführt.                                                                                                                                                                                                       Der eine Sohn ist ein großer Jäger und Liebhaber von ausgestopften Vögeln, er stopft sie selbst und schön, unsere Gegend ist außerordentlich reich an Vögeln wegen der großen Sümpfe, so ein Mann wie dieser fehlt in der Berliner Sammlung, der sie nicht bloß ordnete, sondern auch durch eigene Liebhaberei vermehren könnte. Kommt Ihr noch, so sollt Ihr die Sammlung selbst in Augen-schein nehmen, lebende Vögel habe ich noch genug in meinem Garten, aber die Nachtigallenzeit ist fast vorüber."                                                                                                                                Daß sich die neue Freundschaft intensiver gestaltete, zeigt ein Brief von der Feier des Friedensfestes auf Schloß Ahlsdorf vom 28. Januar 1816: "Am Abend war Picknick in Ahlsdorf, auf wel-chen alle Damen grüne Schuhe, grünes Bandam Kleid und grünen Kranz im Haar trugen, welches bedeutende Ausgaben aber auch große Wirkung gemacht hat. Überhaupt ist der Tag wohl über-all herzlicher als in Berlin gefeiert worden, ..."                                                                                                                                                                                                                                             Als 1817 Bettina zu einer weiteren Entbindung (vierte Geburt) nach Berlin zurückging, bewirtschaftete der Dichter von nun an allein die Güter seines Ländchens. Die weiteren Erlebnisse und Be-gegnungen schildert er über Jahre an seine Frau nach Berlin.

Arnim an Bettina, Bärwalde, 20.August 1818 "... Gestern, als ich beim Gerstenmähen stand, fuhren die Ahlsdorfer Herren vorbei und führten mich auf den Weinberg. Da war Traubenreich-tum, es muß dieses Jahr eifrig hergehen ..."

Arnim an Bettina, Wiepersdorf, 6.Juni 1820  "... Der Ahlsdorfer Wein vom vorigen Jahr ist trefflich, ich habe einen Eimer davon gekauft, er gleicht dem 18er gar nicht, sondern schmeckt  wie ein gewöhnlicher, d.h. mein gewöhnlicher Jahrgang Aßmannshäuser, er ließ ihn mir auch nur aus Gefälligkeit, die Weinhändler haben allen aufgekauft."

Arnim an Bettina, Wiepersdorf, der 5.Oktober 1821 "In Ahlsdorf war sehr vergnügtes Ertefest. Aus Vorsicht wegen des Scharlachfiebers hatte ich kein Kind mitgenommen. Ich freute mich, meine Glieder einmal ungestört im Tanze auszustrecken."

Arnim an Bettina, Wiepersdorf, der 23.April 1825  "So war ich bald in der Geschäftsbewegung, die mich behinderte, in den ersten Tagen nach Ahlsdorf zu kommen, obgleich ich hörte, daß der alte Seyffertitz sich schlecht befinde. Drei Tage nach meiner Ankunft starb er, nachdem er ein paat Tage vorher prophetisch geäußert, der alte Ritter, der auch gestorben, sei sein Quartier-macher gewesen. Noch am Abend hatte er sehr heiter erzählt, und Conrad mußte ihn in den Nächten vorher an alte Liebschaften erinnern, deren er noch mit Vergnügen gedachte. Ich machte einen Trauerbesuch der Frau, die nichts eiliger zu tun hatte, als den Verstorbenen mir zu Ehren auf seinem Paradebett erleuchten zu lassen, wobei eine Demoiselle versicherte, der Tote habe rote Backen bekommen. Die beste Ehre aber, die ich dem Toten innerlich erweisen konnte, war meine Überzeugung, daß mit ihm dies Haus allen inneren Zusammenhang verloren habe. Baron Anton kann nun heiraten, frag Bettinchen (Savigny´s Tochter, die oft zu Besuch in Wiepersdorf und Bärwalde weilte; der Autor) ob sie noch die alte Zärtlichkeit für ihn fühlt, ich habe ihn schon nach Berlin eingeladen. Dem Leichenbegräbnis wohnte ich nicht bei, aber Kessler (Gutsherr von Reinsdorf, Nachbarort von Wiepersdorf) erzählte mir, daß es sehr feierlich gewesen:"

Arnim an Bettina, Wiepersdorf, 1.September 1825 "... Gestern war ich in Ahlsdorf und brachte außer vielen Grüßen für Dich noch eine recht merkwürdige Geschichte zurück. Im oberen Zimmer sind viele Landschaften, Szenen und dgl. in Öl auf eine Tapete gemalt, manche höchst seltsamen E[r]findungen, besonders Seegegenden mit Wohnungen in Felsen, Seeschlachten, auch Lokalscherze, z.B. wie einem protestierenden Advokaten die Perücke abfliegt. Diese höchst seltsame Tapete ist das Werk eines preußischen Unteroffiziers, welcher sich als Deserteur dort län-gere Zeit aufgehalten hatte und endlich seine Arbeiten unterbrechen mußte, weil er als Lord Macdonald im prächtigsten Wagen abgeholt wurde. Wegen eines Duells hatte er fliehen müssen aus England, aus Not hatte er preußische Dienste angenommen, die Seinen hatten ihn nur mit Mühe aufgefunden, weil er desertiert war, er hatte unterdessen Verzeihung erhalten. Die Bilder zeigen deutlich, daß er auch Besseres hätte malen können, für solche Wandbilder sind sie übermäßig sauber ausgeführt. Wenn ich diese Geschichte mit der Expedition des Prinzen Eduard verbinde, durch welche viele Mac-Donalds flüchtig werden müssen,m so habe ich  einen Walter Scott fertig. Darum bewahre diese Geschichte und erzähle sie niemand, es ist damit vielleicht noch Geld zu verdienen, wenn der Scott sich lahm geschrieben hat." Wenn weitere Briefe Arnims an seine Frau Bettina bezeugen, war auch der Baron Anton von Ahlsdorf Gast auf den Arnimschen Gütern in Bärwalde und Wiepersdorf. "Die gebetenen Gäste bestanden, wie gewöhnlich aus den Familien Birkner (ehemaliger Gutspächter von Wiepersdorf), Keßler (Gutspächter von Reindorf), Seyffertitz und dem Prediger von Meinsdorf (Salpius)."


Anmerkungen:                                                                                                                                                                                                                                                                                            Anton Siegmund von Seiffertitz (1784-1857), verheiratet mit Christine Henriette von Fexer-Teubern                                                                                                                                                            Arnims Tochter Maximiliane schildert den "Herrn Baron als liebenswürdiges Original und großer Naturforscher; wirklich interessant war seine wertvolle Naturaliensammlung, die er dann zu seinem großen Schmerz verkaufen mußte."                                                                                                                                                                                                                                                   Friedrich Carl von Savigny  21.02.1779 Frankfurt/Main - 25.10.1861 Berlin                                                                                                                                                                                            1803 Professor in Marburg                                                                                                                                                                                                                                                                       1808 Professor in Landshut                                                                                                                                                                                                                                                                        seit 1810 Professor in Berlin                                                                                                                                                                                                                                                                     1817 Geheimer Justizrat und Mitglied des preußischen Staatsrates                                                                                                                                                                                              1842-1848 Justizminister und Minister für Gesetzesrevision                                                                                                                                                                                                                     seit 1804 verheiratet mit Bettina von Arnims Schwester Gunda

Dieser Aufsatz erschien in: Heimatkalender für die Region Herzberg 1996 (6.Jg.), Herausgeber: Kultur- und Heimatverein Herzberg (E) e.V.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    

Die im Brief vom 1. September 1825 erwähnten Tapeten befinden sich noch heute im Saal des Ahlsdorfer Schlosses. Im Jahr 2014 begann - im Kontext der 1. Brandenburgischen Landesausstellung - ihre Restaurierung, die  2016 abgeschlossen wurde. Näheres können Sie aus diesen Artikeln, veröffentlicht im BlickPunkt vom 02.04.2016, erfahren: